Erhöhung bei Verlust: Das berühmte Martingale Roulette System

Als klassisches System für das Roulette, weil bereits seit dem 18. Jahrhundert in Gebrauch, funktioniert Martingale, manchmal auch genauer Martingale Spiel genannt, nach dem Prinzip einer Erhöhung der Einsätze nach einem erlittenen Verlust. Dadurch soll auf längere Sicht durch einen späteren Gewinn die Summe der Verluste nicht nur ausgeglichen, sondern vielmehr ins Positive verkehrt werden und die Schlichtheit des Systems macht Martingale dann auch für viele Spieler sehr interessant.

Grundlagen

Zumeist kommt die simpelste Version des Martingale zum Einsatz, die eine Verdopplung der Einsätze verlangt, allerdings nur nach einem Verlust. Es wird auf eine einfache Chance, beispielsweise Rot oder Schwarz, gesetzt und wenn die Kugel keinen Gewinn erbringt, wird der zuvor getätigte Einsatz verdoppelt und der Spieler wettet auf das Gegenteil der vorigen Runde. Fiel also zum Beispiel Rot, dann setzt man beim Martingale anschließend auf Schwarz, verdoppelt aber zugleich das Risiko und das führt – laut System – irgendwann auch zu einem Gewinn, der schlagartig alle Verluste ausgleicht! Der Vorteil scheint dabei das fortlaufende, konsequente Setzen und Erhöhen zu sein, weil ein Spieler auf diesem Weg im Laufe eines Abends beziehungsweise Besuchs im (Online)Casino immer wieder Gewinne verbuchen kann und am Ende vielleicht ein positives Ergebnis im Ganzen erzielt.

Tücken beim Martingale

Beim Martingale wird leider gern der Umstand ignoriert, dass das fortlaufende Erhöhen und Verdoppeln der Einsätze zum einen irgendwann das Limit der Bank erreichen kann, zum anderen aber auch alles zur Verfügung stehende Kapital aufzehrt - bevor überhaupt ein Gewinn zum Ausgleich der Verluste erspielt wird! Zwar werden Gewinne statistisch natürlich immer wieder eingebracht, das ist ja auch der Sinn eines Glücksspiels, doch ist die Gefahr eines Totalverlusts beim Martingale Spiel enorm hoch und langfristig nützt diese Strategie auch wieder nur der Bank. Die große Gefahr und der Reiz dieses Roulette – Systems liegt in der Erzielung eben jener immer wiederkehrenden Gewinne, die den sehr wahrscheinlichen Totalverlust eine Weile verzögern können, weshalb gerade Anfänger das Martingale Spiel preisen und erzielte Gewinne als Maßstab ausweisen.

Varianten und Trivia

Das Verdoppeln der Einsätze ist nur eine mögliche Anwendung des Martingale, doch grundsätzlich habe alle Versionen und Varianten dieses Systems einer Erhöhung des Risikos nach einem entsprechend interpretierten Ergebnis im Fokus. Garantien gibt es aber keine und als sichere Gewinntaktik lässt sich das Martingale in all seinen Ausprägungen unter keinen Umständen bezeichnen. Das zeigt sich kurioserweise auch in der Etymologie, bezieht sich die Bezeichnung der Strategie doch auf einen Ort in der Provence mit Namen Martigues, über deren Einwohner die Franzosen einst ein wenig spotteten und der heute noch verbreitete Ausdruck des „jouga a la martegalo“ meint dann auch das sehr riskante Spiel. Darüber hinaus gibt es Berührungspunkte zur Mathematik und zur dortig diskutierten Martingale – Theorie, die in der Stochastik eine Rolle spielt.

Ein recht bekannter, weil durch seine freizügigen und zweifellos aufgeblasenen Memoiren gern gelesener Autor, Spieler dieses Roulette Systems war Giacomo Casanova. Er berichtet in seinen Aufzeichnungen von den Versuchen, mit Hilfe des Martingale die Banken der Casinos zu schlagen, was ihm aber letztlich wie wohl auch den meisten anderen Spielern nicht gelungen ist. Casanova war so frei, die dafür nötigen Einsätze von diversen Liebschaften in Form von Geld und Juwelen zu ergattern, was den Verlust in seinem Fall vielleicht nicht ganz so tragisch macht. Seine mitunter recht verzweifelten Berichte geben jedoch vorzüglich Auskunft über die Passion und Hoffnung, mittels eines solch scheinbar simplen Systems das komplexe und eben zufällig auswählende Roulette doch noch zu überlisten – leider in seinem Fall ohne jeglichen Erfolg. Manchmal spricht man deshalb auch heute noch vom Martingale de Casanova und meint dann das schlichte Verdoppeln der Einsätze nach einem Verlust, wie es der berühmte Schürzenjäger auch praktizierte.